Es gibt keine gelingenden Beziehungen, aber gelingende Momente!
Ich spreche in meiner Arbeit immer von gelingenden Beziehungsmomenten, nicht von gelingenden Beziehungen. Das hört sich vielleicht merkwürdig an.
Es gibt keine Beziehung, in der nicht auch Missverständnisse auftauchen. Von Anfang an. Beginnend bei unseren ganz frühen Beziehungen.
Selbst in diesen frühesten Jahren, zwischen Mutter und Kind gibt es Missverständnisse in den Feinabstimmungen. Und, wenn es gut läuft, werden sie von den beiden Hauptakteuren immer wieder behoben. Es findet nach einem Missverständnis, nach einer Fehleinstimmung immer wieder eine gegenseitige Zuwendung statt.
Es geht weiter, neuer Versuch, neue Chance. Und Freude entsteht, wenn es diesmal gelingt.
„Fehler“ sind erlaubt. Puh. Sie gehören sozusagen zu unserer Biologie und die Versöhnung auch.
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Und das ist es auch, was in beruflichen Kontexten zählt.
Erlauben wir uns Fehler, erlauben wir uns Missverständnisse. Und bemühen wir uns, um neue gelingende Momente im Miteinander.
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Wie können Sie denn gelingen, diese Momente in Beziehung?
Die meisten von uns haben hierzu von der Natur einen guten Werkzeugkoffer mit auf die Reise bekommen. Wenn nicht, gilt es nachzuarbeiten. Wertschätzung gehört dazu, Mitgefühl, Akzeptanz und Gelassenheit auch. Und die Fähigkeit, das Gute in uns selbst und im Anderen zu erkennen.
Das wichtigste Instrument aber ist unser Nervensystem.
Bin ich überhaupt offen für ein Gespräch? Bin ich im Kontakt mit mir? Bin ich in der Ruhe?
Selbstführung heisst, genau hierfür eine feine Wahrnehmung zu entwickeln. Unser Nervensystem gibt uns hierzu über den Körper verlässliche Hinweise.
Wollen wir uns einander zuwenden, dann brauchen wir ein Nervensystem, das beruhigt ist, das sich sozusagen im grünen Bereich befinden. Bemerken tun Sie das an Ihrer Atmung, an der Weite im Brustkorb, an Ihrem Blick, an einem gelassenen, milden Gefühl.
Der grüne, sprich der beruhigte Bereich ist Ihr Boden für eine neue Begegnung. Die andere Seite des grünen Bereichs ist der rote Bereich. Hier befindet sich unser Nervensystem im Kampf- und Fluchtmodus. Wir sind von der Biologie auf Überleben eingestellt. Keine gute Grundlage für wesentliche Gespräche. Auch diesen Bereich erkennen Sie an Ihren Körpersignalen.
Selbstführung heisst, zu lernen sich selbst nicht nur wahrzunehmen, sondern auch regulieren zu können. Und über geeignete Werkzeuge hierzu zu verfügen.
Dies gilt ganz besonders in Zeiten von Corona.
Je mehr Sie in der Lage sind durch eigene „Führung“ im grünen Bereich zu bleiben, um so besser für Ihre Gespräche, für das Miteinander. Im grünen Bereich haben Sie Kontakt zu Ihrem Herzen und zu Ihren Ressourcen. Von hier aus können Sie neue, kreative Lösungen im Miteinander finden.
Von hier aus ist ein gelingender Beziehungsmoment möglich. Von hier aus, nehmen Sie sich selbst wahr und Ihr Gegenüber auch. Sie haben jetzt alle Voraussetzungen um professionell, wertschätzend als auch verbindend zu interagieren.
Lassen Sie mich noch kurz erwähnen. Es braucht Übung, um mitzubekommen, in welchem Bereich des Nervensystems wir uns gerade befinden. Es ist eine wirkliche Wahrnehmungsschulung. Und nicht nur das.
Wir kommen über das Verständnis unserer eigenen Biologie, uns selbst ein Stück weit näher. Wir entdecken vielleicht, Wohlbefinden und Wohlwollen mit uns und für uns selbst, immer wieder neu.
Die beste Basis für gelingende Momente im Miteinander. Mitten im Arbeitskontext.