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– Blog –

Menschsein genügt

Es hat sich etwas verändert. Ich erlebe es so, ich nehme es so wahr.

Seit der Pandemie fliegen uns die Themen – Stärke, Kraft, Resilienz, Gesundheit, Fitness – nur so um die Ohren, dass es rauscht.

Ich lese in den sozialen Medien Sätze wie:

„Entfalte dich. Entdecke dich neu. Befreie dich von deiner Vergangenheit. Stärke deine Resilienz. Stärke deine Kraft. Erschaffe dir eine strahlende Zukunft. Werde unzerstörbar, unbesiegbar. Nach der Krise ist vor der Krise.“

Es fühlt sich so an, als würden wir uns gemeinsam aufbauen. Als könnten wir so verhindern, dass uns so etwas nochmal passiert.

Und ehrlich gesagt, es macht mir ein wenig Angst. Es beginnt mich zu stressen. Das ist der Grund, warum ich mich mehr und mehr von den sozialen Medien fernhalte.

Was wir alles müssen in dieser Welt. Unglaublich.

Mir scheint, die Pandemie hat jedem einzelnen von uns deutlich gemacht, wie verletztlich wir Menschen in aller Wirklichkeit sind. Und es ist gut und richtig sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Mir scheint allerdings, wir verlieren die Mitte.

Was, wenn wir nicht sofort in die Reaktion gehen und uns aufbauen? Wenn wir uns neugierig damit beschäftigen, wie groß unsere Angst ist, vom Leben angehalten zu werden, krank zu werden, alt zu werden, unsere Ziele nicht zu erreichen. Nicht alles zu schaffen, nicht perfekt zu sein, irgendwann nicht mehr jung und dynamisch zu sein?

Sondern schlicht und ergreifend nur noch Mensch zu sein. Mit allem, was tatsächlich dazu gehört.

Über unglaubliche Potenziale zu verfügen und dennoch unglaublich verletzbar zu sein.

Leben ist nicht perfekt. Und wir müssen es auch nicht sein. Wir sind genug, so wie wir sind. Wie wäre es mit dieser Haltung durchs Leben zu gehen. So wie ich bin, bin ich richtig und angenommen. So, wie ich bin, gehöre ich dazu. So wie ich bin, bin ich wert.

Auch wenn ich krank bin, nicht so schlau bin, nicht so schnell bin, nicht so stark bin.

Öffnen wir unser Herz für uns selbst, für unser schlichtes Menschsein. Dazu lade ich ein. Öffnen wir unser Herz für eine heilsame Balance zwischen Anstrengung und Lassen, zwischen Disziplin und Sanftheit, zwischen Stärke und Verletzlichkeit.