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Autor: wamrhein

Den Morgen lieben lernen

Spätestens seit einer beeindruckenden Krise im Alter von etwas über 40 Jahren habe ich den Morgen lieben gelernt.

Wenn ich heute in der Früh aufwache, weiß ich, dass mir dieser Morgen geschenkt ist. Weiß ich, dass es kein Recht auf einen neuen Morgen gibt.

Dieser Morgen ist ein Geschenk. Alles ist noch frisch und neu. Das Draußen erwacht gerade erst. Viele Menschen schlafen vielleicht noch. Es liegt so eine ganz besondere Stimmung in den Morgenstunden. Die möchte ich mir nicht entgehen lassen, weil sie mich und meine Seele nährt, meine Gedanken beruhigt und meinen Körper stärkt.

Ich werde wach und beginne damit, mich und meinen Zustand erstmal wahrzunehmen. Meinem Atem zu lauschen, der wie gewohnt ein und ausströmt. Ich beginne Einzug zu halten in meinen Körper, anzukommen in seinem Reich. Wenn ich so Einzug halte und bemerke, ich bin ohne Schmerzen oder einem Gefühl von Unwohlsein aufgewacht, weiß ich auch dann – Ein Geschenk.

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Jeder Morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens.

Dietrich Bonhoeffer

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Wenn das Licht in das Zimmer strömt und so wie heute die Sonne scheint, gönne ich mir Zeit. Bleibe liegen und schau in den Himmel, beobachte die Vögel, lausche Frühlingsgeräuschen.

Für diesen Beginn des Tages stelle ich mir meinen Wecker, damit ich genügend Zeit vor der Arbeit habe. So aufgewacht nehme ich eine Stärkung mit in meinen Tag.

Kennen Sie Ihren Resilienzbereich?

Kennen Sie die Phasen im Arbeitsleben, in denen Sie nur so aus dem Vollen schöpfen können? Sie haben Stress, aber du merkst, du kannst die Arbeit bewältigen. Dein Stresslevel bleibt in einem guten Bereich. Sie haben das Gefühl von: Ich schaffe das.

In diesem Bereich haben Sie Zugriff auf all Ihre Möglichkeiten. Ihr Körper, ihr Geist und Ihr Gefühl stehen Ihnen beiseite. Sie haben Zugriff auf all Ihre Ressourcen. Die Neurobiologie hat uns gezeigt, dass in diesem Zustand wichtige Hirnteile gut zusammen arbeiten. Und genau das ermöglicht Ihnen ausgewogene Handlungen, Entscheidungen und Lösungen. Kommunikation, die gelingt wird möglich.

Und genau dieser Bereich nennt sich Resilienzbereich. Lydia Hantke und Hans J. Görges, vom Trauma Institut Berlin, nennen diesen Bereich Ressourcenbereich.

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Der Begriff Ressourcenbereich

„umfasst, was ein Mensch leisten kann,

wenn er auf alle Möglichkeiten von Körper und Geist optimal zugreifen kann.“ L. Hantke/H.J. Görges

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Michaele Huber z.B., eine bekannte Traumatherapeutin, bezeichnet diesen Bereich als Lernfenster. Ein gar nicht so schlechter Begriff, weil wir nämlich tatsächlich nur in diesem Bereich offen sind für neue Lernerfahrungen.

„ Wir verarbeiten Informationen dann am besten, wenn sich unsere Spannungskurve flexibel in unserem Ressourcenbereich bewegt.“ L. Hantke/H.J. Görges

Und gleichzeitig ist es auch der Bereich in dem wir uns verbunden fühlen können, mit uns und anderen Menschen. Hier sind wir fähig zur Selbstfürsorge und zur Fürsorge für andere Menschen. Hier erst sind wir beziehungsfähig.

Wächst mit steigender Anforderung oder durch eine gefühlte Bedrohung unser Stresslevel geraten wir in die Überspannung, in die Übererregung. Unser Körper wird auf Kampf- oder Flucht eingestellt und in Windeseile mit den nötigen Neurotransmittern versorgt. Unser Erleben und Handeln verändert sich ziemlich sofort.

Diesen Zustand kennen wir alle. Wir reagieren mit Herzklopfen, mit flacher Atmung, mit Konzentrations- und Verständnisproblemen und manchmal werden wir auch brüsk oder bärbeißig. Ein deutliches Zeichen dafür, dass ein wesentlicher Teil unseres Gehirns, der denkende und reflektierende Teil,  nicht mehr gut mitarbeitet.

Nun handeln wir aus dem „lymbischen System“, aus unseren ungefilterten Emotionen heraus. Hier wird nicht mehr abgewogen, überprüft oder kreativ entschieden. Hier geht es um Reaktionen aus der Angst heraus.

Warum erzähl ich Ihnen all das?

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dieses Wissen war eine große Erleichterung für mich. Ich fing an mich und andere Menschen ganz anders zu verstehen. Ich konnte plötzlich wahrnehmen, in welchen Zuständen ich mich befand, mein Gegenüber sich befand.

Gerade in wichtigen Gesprächen ist es hilfreich, dass wir wissen, ob wir uns im Ressourcenbereich befinden.

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Also lautete die Frage,

wie komme ich immer wieder zurück in meinen Resilienzbereich?

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Es beginnt zunächst mit einer wohlwollenden Aufmerksamkeit auf das eigene Stresslevel und dann gibt es viele unterschiedliche Methoden, die uns helfen, immer wieder in diesen gesundheits- und beziehungsfreundlichen Resilienzbereich zurückzufinden.

Einige dieser Methoden stelle ich Ihnen in meiner Fortbildung „Methodenkoffer Stressregulation“ vor.

Vielleicht habe ich Sie ja neugierig gemacht.

Stressregulation? – Der Körper weiß wie´s geht.

Anspannung gehört zum Leben. Das Leben ist so komplex und herausfordernd, dass wir ganz natürlich zwischen Anspannung und Entspannung hin und her pendeln.

Nicht nur wir Menschen, sondern mit uns auch andere Säugetiere, wie etwa Katzen und Hunde.

Solange wir hin und her pendeln und ein Gefühl für Ent- und Anspannung haben ist alles in Ordnung. Problematischer wird es, wenn wir die Anspannung nicht mehr wahrnehmen und nicht für eine wohlwollende Entspannung sorgen können.

Schauen wir mal bei den Tieren vorbei. Ein Hund, der gerade eine Begegnung mit einem anderen nicht einschätzbaren Hund hatte, geht in die Anspannung. Eigentlich müsste man sagen, sein Nerven-, sein Sicherheitssystem führt ihn in die Anspannung -„Ich bin auf alles vorbereitet! Kampf und Flucht sind mir möglich.“.

Danach dann, sobald sich diese nicht einschätzbare Begegnung auflöst, schüttelt sich der Hund. Und löst mit dieser körpereigenen Reaktion die Anspannung auf. Das Nervensystem fährt die Erregung runter, es schüttelt sie sozusagen ab.

Schütteln ist auch für uns Menschen eine körpereigene Möglichkeit, die uns in die Entspannung zurückführt.

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Laden Sie Ihren Körper ein.

Beide Füße stehen auf der Erde und Sie bewegen die Fersen etwas auf und ab. Die Knie sind leicht angebeugt und weich. Vielleicht nehmen Sie sich etwas Musik dazu.

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Eine andere, körpereigene Methode zur Stressrergulierung ist das Gähnen. Gähnen hat einen ganz schlechten Ruf. Wenn es auftaucht wird uns nachgesagt, wir wären müde und hätten kein Interesse mehr an der Interaktion, oder an unserem Gegenüber.

„Oh, ich langweile dich wohl?“

Etwas ganz anderes ist der Fall: Der Körper lässt uns Gähnen, um frisch und aufmerksamer werden zu können. Gähnen hat somit eine soziale Funktion. Es ist eine körpereigene Reaktion, um in der Aufmerksamkeit, in der Begegnung bleiben zu können. Gähnen ist eine weitere Möglichkeit des Körpers unseren Stress zu regulieren.

Scheuen wir uns nicht genüsslich zu Gähnen. Tiefes, tönendes Gähnen erleichtert uns. Sie werden nach einer kurzen Zeit merken, dass ihnen die Tränen kommen. Alles ganz normal. Die im Stress „erstarrten Flüssigkeiten“ fangen wieder an zu fließen.

Eine weitere Möglichkeit zur körpereigenen Regulierung liegt im Strecken und im Recken. Auch dies ist uns, aus dem Tierreich, hinreichend begannt. Schauen Sie sich die Katze auf dem Foto an. Sie reguliert gerade ihr Nervensystem.

Das Strecken hilft uns die bereitgestellte Energie in der Anspannung – für Flucht und Kampf – in den Muskeln wieder aufzulösen. Zudem hat es ebenso, wie das Gähnen einen Einfluss auf unseren größten Atemmuskel, das Zwerchfell. Es bewegt ihn, weitet ihn und ermöglicht uns somit eine vertiefte Atmung. Und eine vertiefte Atmung ist der kürzeste Weg zur Stressregulation.

Manchmal braucht es ein bisschen Überwindung. Die Regulierung, die sich einstellt spricht aber durchaus dafür.

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Diese kleinen Methödchen sind körpereigen.

Unser Körper kennt sie. Er weiß, wie´s geht.

Machen wir gemeinsame Sache mit ihm.

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Ich wünsche Ihnen erholsame und erfrischende Momente beim Schütteln, Recken, Strecken und Gähnen.

Das Gefühl von Verbindung geht immer vor.

Kennen Sie das Gefühl neben sich zu stehen? Mitten im Stress. Sie funktionieren noch und erfüllen alles, was von Ihnen erwartet wird. Das Gefühl für sich selbst oder die Verbindung zu sich selbst haben Sie auf diesem Weg verloren.

Das ist, mitten im Stress, ganz normal und vielfach auch hilfreich. Denn wenn tatsächlich mal Lebensgefahr droht ist es lebensrettend, wenn wir schnell und zügig funktionieren können. Etwa zur Seite springen können, wenn ein Auto kommt.

Hier braucht es kein Nachdenken, kein Nachsinnen und kein Gefühl – hier braucht es alles, was uns das Leben rettet.

Da es aber im Berufsalltag selten um Leben und Tod geht ist es hilfreich die Verbindung zu sich selbst und damit zu den anderen zu behalten. Es ist nährend, wenn wir im Kontakt fühlen und spüren können. Es ist das, was pädagogische, helfende und auch führende Arbeit eigentlich ausmacht.

Vielleicht kennen Sie das auch. Sie haben Streit, eine Differenz oder sagen wir Stress mit einer Kollegin oder gar mit der Leitungskraft. Wie wirkt sich das auf Sie selbst und auf Ihre Arbeits- und Leistungsqualität aus?

Ist die Verbindung zwischen uns Menschen gestört – und wir spüren das sofort – verlieren wir an Aufmerksamkeit, an Leistungskraft, an Beziehungs- und Arbeitsqualität.

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Das Gefühl von Verbindung geht immer vor.

Früher sagte man, Störungen gehen vor.

Heute stellt sich die hilfreichere Frage,

was brauchen wir, um wieder in die Verbindung zu kommen?

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Bevor wir weiter gehen und wesentliche Dinge miteinander besprechen können, ist es notwendig die Verbindung zu uns selbst und dann zu der Kollegin, zur Angestellten oder auch zu den Kindern, den Eltern oder dem, der Partner/In zu Hause wieder herzustellen.

Es ist Zeit für eine Pause, eine Atemübung, einen Gang um den Block. Es ist Zeit für eine innerliche Beruhigung. Es ist Zeit, dass erschrockene oder verärgerte Herz wieder zur Öffnung einzuladen. Es ist Zeit für Mitgefühl und Wohlwollen mit uns selbst und dem anderen.

Nehmen wir uns Zeit für Verbindung, bevor wir in die nächste Methode gehen, bevor wir erneut ins Handeln oder Funktionieren kommen.

Für eine gute und gesunde Arbeitsatmosphäre und Arbeitsqualität brauchen wir das Gefühl von Verbundenheit.

 

Und das Beste ist . . .

Wir leben in herausfordernden Zeiten.

Corona zeigt uns überall Begrenzungen auf. Angst, Unwohlsein und Gereiztheit bis hin zu Wut, Zorn und Gewalt breiten sich aus.

Nehmen wir uns Zeiten zum Klagen und Jammern, zum Wut und Angst abbauen. Das ist wichtig.

Und wichtig ist auch der Blick auf´s Gute. Der Blick auf´s Beste.

Inmitten, von dem, was gerade ist.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Malen Sie Dinge, die wirklich schlimm und leidvoll sind nicht rosa an. Das meine ich nicht.

Und in all dem Herausfordernden, dem Schlimmen und Schrecklichen gibt es immer auch etwas Schönes, Gutes und Hilfreiches.

Lassen Sie das nicht verloren gehen. Es wäre schade. Das genau ist es, was uns hilft diese Situation durchzustehen.

Sie kennen vielleicht, die Redewendung: „Das Schlimmste ist …“.

Das Schlimmste ist die Maske. Das Schlimmste ist die Kontaktarmut. Das Schlimmste ist die Ungewissheit. Das Schlimmste ist die Kurzarbeit. Und es geht immer noch schlimmer, ich weiß.

An dieser Stelle ist es mir ganz wichtig zu betonen, dass wir zwar alle unter Corona leiden, aber die einen mehr als die anderen. Das weiß ich, ahne ich und würdige ich.

Für die einen wird meine Übung einfacher sein und für andere unvorstellbar. Dessen bin ich mir bewusst.

Für all die, die mit gehen können und möchten ist diese Übung gedacht. Vielleicht für die, die anderen, schwerer betroffenen Mitmenschen zur Seite stehen wollen und dazu Ihre ganze Kraft brauchen. Für all die, ist diese Übung gedacht.

Drehen wir „Das Schlimmste ist…“ mal um. Lassen Sie uns mal ausprobieren:

„Und das Beste ist …“

Die Freude am Leben zu sein, die Freude ein warmes Bett und einen heißen Kaffee zu haben, die Freude sich in diesem Moment noch gesund zu fühlen oder auch wieder etwas gesünder, die Dankbarkeit für einen Arbeitsplatz, die Kostbarkeit von ganz vereinzelten Begegnungen und, und, und…

Das Beste finden wir, wenn wir uns klar werden, dass all das, was da ist nicht selbstverständlich ist. Leben ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Geschenk. Gesundheit ist nicht selbstverständlich, sie ist zerbrechlich.

Finden Sie, schaffen Sie Gelegenheiten für diesen Blickwinkel. Beim Zähne putzen, beim zu Bett gehen, im Teamraum … Und das Beste heute ist/war . . .

Lassen Sie uns immer mal wieder auf die Suche nach dem Besten gehen, inmitten dieser absolut herausfordernden Zeiten. Das ist, was uns ermutigen und was uns Zuversicht geben kann.

Immer wieder.

Mikro Momente der Verbindung

„Mikro Momente der Verbindung“ nennt Barbara Fredrickson (US amerikanische Psychologin) die Momente, in denen Menschen sich miteinander synchronisieren.

(Mikromonete der Positivitätsresonanz)

Diese Momente finden statt, wenn Sie ein aufrichtiges, gutes Gefühl mit einem anderen Lebewesen empfinden. Hierzu reicht ein ehrliches Anlächeln, ein aufrichtiges Zuhören, mitfühlende Aufmerksamkeit oder kurze Mitfreude bereits aus.

„Wenn Sie mit jemand anderem wirklich in Verbindung treten“, erklärt Fredrickson, „kommen ihr Herzrhythmus und ihre Biochemie in Einklang, sogar das Feuern der Neuronen synchronisiert sich. Hier geht es nicht nur um ihre eigene Gesundheit, denn wenn Sie mit anderen in Kontakt treten, wird nicht nur ihr Herz leicht stimuliert, sondern das ihres gegenübers auch.“

B. Fredrickson, Die Macht der Liebe. Ein neuer Blick auf das größte Gefühl. Campus, Frankfurt am Main, 2014

Wir haben in all unseren Zusammenkünften, auch in beruflichen Kontexten, die Möglichkeit diese Mikromomente der Verbindung herzustellen. In Mitarbeitergesprächen, im Willkommensgespräch, im Arzt-Patienten Gespräch oder in Schüler-Lehrer Situationen.

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Es sind diese kleinen achtsamen Momente, auf die es ankommt. Sie sind weitaus kraftvoller, als gemeinhin angenommen.

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Ich persönlich finde die Vorstellung von Mikro Momenten sehr entlastend und sehr menschlich. Wir können nicht permanent achtsam und aufmerksam sein, aber wir können ganz bewusst Momente der aufrichtigen Aufmerksamkeit schaffen.

Vielleicht mögen Sie mal die Seite wechseln. Stellen Sie sich ein Gespräch vor, in denen Sie als Patient, als Mitarbeiterin, als Schüler das Gefühl haben, ich bin für einen kurzen Moment gesehen worden. Wir alle kennen dieses Gefühl, wir spüren es sofort körperlich.

Und wir alle verlassen diese Gespräche, diese Begegnungen mit einem Gefühl der Verbindung, der Anbindung an diese andere Person, egal ob es ein Arzt, ein Lehrer oder eine Führungskraft war.

Diese kleinen Momente punkten nicht nur auf der körperlichen Ebene durch Synchronisation unserer Herzrhythmen sondern sie regulieren unseren Stresslevel, stimulieren unseren Vagusnerv und reduzieren unsere Entzündungswerte. Darüber hinaus sorgen sie auf der psychosozialen Ebene für Vertrauen, Loyalität und Motivation. Vielleicht sogar für Lust auf gesunde Leistung.

Warum nutzen wir dieses „Instrument der Verbindung“ so wenig?

In meinem Coaching als auch in meinen Fortbildungen begleite ich Fach- und Führungskräfte dabei, leichter in Verbindung zu kommen. Mit sich selbst und mit den Ihnen anvertrauten Menschen.

Corona-Stress ist Körper-Stress

Gestern fiel mir das Buch, Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise, in die Hände. Herausgegeben von Robert Behring und Christiane Eichenberg im Verlag Klett-Cotta.

Ein sehr lesenswertes Buch. Mich hat vor allem das Kapitel: Corona-Stress ist Körper- Stress angesprochen.

Kurt und Reiner Mosetter veröffentlichen darin eine schöne und hilfreiche „Navigationshilfe“, wie sie es nennen, für Krisenzeiten:

Nichts Seelisches ist ohne Körper, nicht Körperliches ohne Seele.

Jetzt können Sie sagen, das wissen wir doch alle. Ja vielleicht und doch vergessen wir es immer wieder.

Unser inneres Schutzschild, das an unserem Überleben interessiert ist, arbeitet in Corona Zeiten auf Hochtouren. Unser Körper setzt seelischen Stress und Dauer-Angst, Masken Pflicht und Lockdows in spezifische Reaktionsmuster um.

In Kampf- und Fluchtreaktionen und zuweilen auch in Erstarrungsreaktionen.

Das heißt, der Ton wird rauer. Es kommt zu Gereiztheiten, zu mehr Streitigkeiten und Empfindlichkeiten. Es kommt zu Rückzügen und auch zu Gefühlen von großer Hilflosigkeit.

Vielleicht haben Sie in den letzten Wochen und Monaten auch einen Energiemangel oder mehr Erschöpfungssignale an sich selbst wahrgenommen. Das ist unserem Nervensystem und seiner Wachsamkeit geschuldet. Kein Zeichen von Krankheit, sondern eher von Gesundheit und ganz normal unter dieser Situation.

Das, was unser Körper in herausfordernden oder gefährlichen Situationen tut, er zieht sich zum Schutz zusammen. Dies wiederum hat deutliche Auswirkungen auf unser Befinden, auf unsere seelische Gestimmtheit.

„Die Körperhaltung und die neuromuskuläre Körper-Aktivität und -Anspannung beeinflussen und färben die Psyche. Sich-Beugen bedeutet und triggert „Gefahr“.“ K. und R. Mosetter

Deshalb empfehlen K. und R. Mosetter in ihrem Beitrag wunderbare Dehnungsübungen, Atemübungen und Aufrichtunsübungen für diese besondere Zeit.

Meine Empfehlung für gestresste Menschen lautet, erlauben Sie sich diese Übungen auch vor beginnenden Teamsitzungen, mit den Kindern, Schülern oder Klienten und vor allem für sich selbst.

Wer Freude an Bewegung und Dehnung zur Musik hat, der findet weitere Anregungen hierzu auch in meinem Blogbeitrag  „Weit werden, wenn´s eng wird“.

Entstressen kann auch leicht sein und Freude machen. Und die wünsche ich Ihnen dabei.

Gesunde Empathie

Empathie heißt die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen. Die meisten Menschen, die soziale, pädagogische oder pflegende Berufe einnehmen, besitzen viel von dieser Fähigkeit. Sie spüren, wie es dem anderen geht, was er braucht und oft auch, wie sie helfen können.

Und das ist gut so.

Empathie ist lebensnotwendig für uns Menschen. Aber manchmal haben wir zuviel davon. Dann verlieren wir uns im anderen und können dadurch nicht mehr hilfreich sein.

Wir müssen da sein, präsent sein, um hilfreich sein zu können.

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Gesunde Empathie erfordet, dass ich beim anderen sein kann und gleichzeitig bei mir. Wie kann das gehen?

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Sehr hilfreich dabei ist die Hinwendung zur eigenen Körperwahrnehmung.

Ich höre empathisch zu und überprüfe, ob ich mit meiner Wahrnehmung auch bei meinem Körper bleiben kann. Spüre ich mich noch?

Wo hat mein Körper Kontakt? Mit der Rückenlehne? Mit dem Boden? Mit der Armlehne?

Eine schöne Übung, die aus dem Neuro Yoga kommt, ist die Mitte Meditation. Üben Sie erst immer am „Beckenrand“, also allein für sich.

Versuchen Sie in der Vorstellung, über die Mitte des Kopfes einzuatmen, den Atem an der Wirbelsäule entlangströmen zu lassen und unterhalb des Bauchnabels auszuatmen. In Ihrem Tempo und ohne Anstrengung.

Erst wird es ungewohnt sein, bleiben Sie dran. Mehrmals täglich kurz die Wahrnehmung nach innen richten, und spüren.

Manchmal reicht auch nur der Kontakt, also die Vorstellung der eigenen Wirbelsäule, um gut bei sich zu bleiben.

Und dann probieren Sie es im Miteinander. Vielleicht erstmal mit Freunden und dann im beruflichen Kontext.

Im Kontakt, im Gespräch immer mal wieder für einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit auf die eigene Wirbelsäule lenken.

Sich selbst immer wieder verloren zu gehen ist erschöpfend und eine mögliche Vorstufe zum Burn Out.

Bei sich selbst bleiben zu können, ermöglicht es Ihnen wirklich hilfreich zu sein. Sie können spiegeln und sind gleichzeitig Gegenüber. Ein großes Geschenk für Ihre Mitmenschen.

Probieren Sie es aus. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen.

Beziehungsqualitäten wirken.

Beziehungsqualitäten wirken. Sie schwächen oder sie stärken uns, sie beflügeln oder sie bedrücken uns.

Die zu uns selbst und die zu anderen.

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Wie wir Beziehung gestalten,

wie wir kommunizieren hat nicht nur Einfluß auf unser Gefühl von Wert und Würde, sondern stärkt oder schwächt auch unsere Leistungen-, unsere Motivation und darüber hinaus auch unser Hormon- und Immunsystem.

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Wir machen im Miteinander Physiologie.

Wer das nachlesen möchte, dem empfehle ich das bereits etwas ältere Buch von David Servan-Schreiber: Eine Neue Medizin der Emotionen.

Das heißt, wir können gemeinsam Gesundheit und Lernen fördern.  Und wenn wir uns mit Fehlzeiten beschäftigen, sollte unser Blick auch auf der Atmosphäre unserer Arbeitsstätte liegen. Es sind die Beziehungen, die die Atmosphäre machen.

Und glauben Sie mir, wir nehmen sie alle wahr. Ob wir eine Schule besuchen, eine Kita oder eine Arztpraxis.

Weiterhin wird die Wirksamkeit von Beziehungsqualitäten leider unterschätzt. Oftmals höre ich im Coaching den Satz, ich war doch nur da. Ich habe gar nichts gemacht, nur zugehört.

Wie wunderbar, kann ich da nur sagen. Hier findet gegenseitige Regulierung statt.

Beziehungsqualitäten wirken ebenso real wie ein Medikament.

Darüber hinaus haben unsere Beziehungsqualiten immer etwas mit unserem Nervensystem zu tun. Erst wenn unser Nervensystem den Eindruck hat, dass wir in Sicherheit sind, reguliert es uns in einen beruhigten Zustand. In diesem beruhigten Zustand (soziales Nervensystem) kommen wir in die Präsenz und haben Kontakt zu so wesentlichen Qualitäten wie Mitgefühl, Wertschätzung, Fürsorge und Klarheit. (Polyvagal Theorie)

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Das Besondere an diesen Qualitäten ist, sie stärken beide Seiten. Den, der gibt und den, der nimmt.

Eine klassische Win-Win Situation.

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Eines meiner Hauptanliegen, im Coaching als auch in meinen Fortbildungen, ist es Beziehungsberufler zu stärken. Das geht nicht, ohne ihnen das Vermögen ihres eigenen Nervensystems und den damit verbundenen Beziehungsqualitäten ans Herz zu legen.

Und das tue ich gern.